30 Okt 2015

Forderungen des 27. Deutscher Tierärztetags in Bamberg

Vom 28. bis zum 30. Oktober trafen sich rund 400 Tierärzte aus dem gesamten Bundesgebiet, um auf dem 27. Deutschen Tierärztetag in Bamberg über Themen zu debattieren, die dem Berufsstand unter den Nägeln brennen. Im Ergebnis der zum Teil sehr kontroversen Diskussionen in drei thematischen Arbeitskreisen formulierten die Teilnehmer eine Reihe von Forderungen, die in der heutigen Hauptversammlung beschlossen wurden. Hier die Forderungen soweit sie sich auf Nutztiere beziehen:

Arbeitskreis 2: Tierärztliche Bestandsbetreuung – Garant für Tierwohl und sichere Lebensmittel?!
Die Hauptversammlung des Deutschen Tierärztetags 2015 hat folgende Forderungen beschlossen:

1. Der Deutsche Tierärztetag fordert Züchter und Politiker auf, die Ziele der Zucht landwirtschaftlicher Nutztiere zu überprüfen und soweit erforderlich zu korrigieren, so dass durch Hochleistungszucht bedingte Erkrankungsfälle und Schäden vermieden werden.

2. Der Deutsche Tierärztetag fordert die Politik auf, Rahmenbedingungen in tierhaltenden landwirtschaftlichen Betrieben zu schaffen, um tiergerechte Haltungssysteme und die Implementierung einer flächendeckenden Integrierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung zu ermöglichen. Gegebenenfalls dafür bereitgestellte Mittel müssen zweckgebundene Verwendung finden.

3. Der Deutsche Tierärztetag fordert die Politik auf, sicherzustellen, dass die Interpretation von Tiergesundheits- und Tierwohlindikatoren „originär tierärztliche Tätigkeiten“ bleiben. Gleiches gilt für die Festlegung geeigneter Maßnahmen in Fällen festgestellter Abweichungen oder auch zum Zweck weiterer Optimierung.

4. Der Deutsche Tierärztetag fordert die Politik auf, Forschung, Entwicklung und Lehre auf dem Gebiet der Integrierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung intensiv zu fördern.

5. Der Deutsche Tierärztetag fordert die Politik auf, Forschungsprojekte zur Entwicklung und wissenschaftlichen Absicherung alternativer Therapieverfahren zu fördern.

Arbeitskreis 3: Veränderungen in der Mensch-Tier-Beziehung – der Tierarzt im Spannungsfeld von Vernunft und Emotion

Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert den Gesetz- bzw. Verordnungsgeber auf, folgende Regelungen zu treffen:

+ Im Tierschutzgesetz die obligatorische Überwachung von Nutztierhaltungen anhand tierbezogener Tierschutzkriterien aufzunehmen, auch vor dem Hintergrund einer Abkehr von der Verdinglichung von Tieren.

+ Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung anzupassen und die Regelungslücken zu schließen, z. B. für Rinder über 6 Monate und für Puten, Junghennen, Enten und Gänse sowie Geflügelelterntiere.

+ Ein Prüf- und Zulassungsverfahren für serienmäßig hergestellte Tierhaltungseinrichtungen für alle Tierarten einzuführen.

+ Auf einen Ausstieg aus der Haltung aller Tierarten auf ausschließlich vollperforierten Böden sowie der ganzjährigen Anbindehaltung bei Rindern und im Kastenstand bei güsten, frühtragenden, ferkelnden und ferkelführenden Sauen hinzuwirken.

+ Die obligatorische Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen einzuführen.

Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert die Justizministerien der Länder auf, Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften für veterinärmedizinisch relevante Themen einzurichten.

Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert die Länder auf, den Bereich Ethologie, Tierhaltung, Tierschutz in Forschung und Lehre durch zusätzliche Mittel stärker zu fördern.

Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert die Landes-/Tierärztekammern, den bpt und den BbT auf, Fortbildungen zu psychischen Belastungen und zur Psychohygiene für praktizierende Tierärzte und Amtstierärzte anzubieten und Angebote für Supervisionen zu schaffen.

Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert die BTK auf,

+ sich bei den Bundestagsparteien dafür einzusetzen, die Schlussfolgerungen und Forderungen des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats des BMEL über die Wege für eine gesellschaftlich akzeptierte Nutztierhierhaltung zu unterstützen.

+ eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die prüfen soll, mit welchen Aktivitäten die Tierärzteschaft vorschulische und schulische Ausbildung.

Quelle: Bundestierärztekammer

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